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Street Photography in Sansibar

Street Photography in Sansibar

Für mich war Sansibar immer einer dieser Sehnsuchtsorte wie Mombasa oder Timbuktu und als feststand, dass der nächste Urlaub nach Sansibar geht, war klar, dass ich auch dort wieder auf Bilderjagd gehen werde. Da Sansibar vergleichsweise wenig Möglichkeiten bietet, wilde Tiere zu sehen, sollte es diesmal vor allem um Straßenfotografie und Street Porträts gehen. Gerade diese Genres sind dort aber vergleichsweise schwierig, da es sich um ein sehr konservativ muslimisches Land handelt und man dazu als Mzungu, Weißer, stets auffällt, sodass sogenannte Candid Shots, also authentische Fotos, ohne, dass mein Gegenüber mitbekommt, dass ich fotografiere, nicht einfach sind. Vielleicht fragst du dich auch, warum ich nur Porträts von Männern fotografieren konnte – ganz einfach, weil Frauen sich einfach nicht porträtieren lassen wollten.

1. Die Gassen von Stone Town

Wenn morgens die Sonne aufgeht, entstehen in den engen Gassen von Stone Town interessante Licht- und Schattenspiele, die sich für ganz klassische Street Fotos nutzen lassen. Ich hatte leider nur einen einzigen Morgen, um hier zu fotografieren, konnte also nur auf gut Glück passende Locations finden. Mit etwas mehr Zeit könnte man herausfinden, wann an welchem Ort das Licht am besten ist, um dort auf interessante Subjekte zu warten. 

2. Der Markt in Stone Town

Jeder, der schon einmal auf einem Markt in einem Entwicklungsland war, weiß um die dort vorherrschenden Gerüche, doch war ich so darauf fokussiert, in dem scheinbaren Chaos die perfekte Komposition zu finden, dass mir der Geruch bis kurz vor Schluss nicht einmal aufgefallen war. Die folgenden Bilder sind sicherlich nichts für schwache Mägen, aber sie zeigen nun mal das wahre Leben und keine lilafarbenen Milkakühe.

Der Markt in Stone Stown ist ziemlich groß und hektisch, teilweise sind die Gassen sehr eng und dunkel, sodass das Fotografieren, zumal ohne Blitz, kaum möglich ist. Ich habe mich auf zwei Bereiche des Marktes beschränkt, einmal die Geflügelhalter und dann die große Rinderkadaver zerlegenden Fleischer. Warum gerade diese Bereiche? Ganz einfach, weil ich solche Motive in Deutschland nirgendwo finden werde.

Auch wenn das Geschehen schrecklich ist und mir die armen Vögel sehr leid taten, finde ich die Bilder vor allem durch das Gegenspiel der weißen Hühner und T-Shirts mit der dunklen Haut und den Schatten sehr ästhetisch. Diesen Effekt habe ich in der Nachbearbeitung durch eine Erhöhung des Kontrastes noch verstärkt.

Die Halle der Fleischer war, wahrscheinlich aus etlichen Gründen, etwas versteckt und ich hätte sie niemals gefunden, wäre mir nicht der Mann auf dem Foto aufgefallen, der immer wieder große Rinderkadaver irgendwohin schleppte. Ich beschloss also ihm zu folgen und fand so den Ort, an dem die Fleischmassen zerlegt werden.

Welches Bild ist interessanter, das linke, wo der Fleischer mit “seiner Beute” sein Gesicht verdeckt, oder das rechte, wo Fleischer und Kuhschädel scharf gestellt sind und in dieselbe Richtung zeigen? Ich kann mich nicht wirklich entscheiden.

3. Die Strände

Es sind sicherlich die Strände, die die meisten Touristen nach Sansibar ziehen. Natürlich sind sie aber auch bei Einheimischen sehr beliebt und vor allem in Morgen- und Abendstunden findet dort das Leben statt. Die Strände sind also ideale Orte für authentische Straßenfotografie, vorausgesetzt man hat ein Objektiv mit einer längeren Brennweite und kann die Menschen beim Arbeiten und Spielen fotografieren, ohne sie durch die eigene Anwesenheit zu stören. Die folgenden Bilder zeigen chronologisch das Strandleben innerhalb eines Tages, beginnend mit dem Sonnenaufgang, an dem die Fischer kurz vor dem Einsetzen der Ebbe aufs Meer hinausfahren.

Die Motoren der Motorboote werden dabei jeden Morgen aus dem Dorf gebracht und an den Booten befestigt:

Kurze Zeit darauf zieht sich das Meer mehrere Hundert Meter zurück und die Stunde der Muschelsammler, Seegrasernterinnen und Watvögel bricht an:

Als die Sonne immer weiter stieg, beschloss ich die Fotografie der watenden Menschen immer weniger figurativ und mehr abstrakt zu gestalten:

Die ab der Mittagszeit menschenleeren Strände füllen sich wieder zum frühen Abend mit allerlei tobenden Kindern, flanierenden Erwachsenen und vor allem Fußballspielern.

Auch die traditionell gekleideten Massai, beachte das Schwert an der Hüfte, spielen mit:

Die Kindern albern herum und fragen einen auch schon mal selbst nach einem Foto:

Die Sonnenuntergänge gehören zu den schönsten, die ich je gesehen habe. Ist das noch Street- oder schon Landschaftsfotografie mit einer Brennweite von 600mm?

Nach Sonnenuntergang war die Fotosession aber noch nicht vorbei. Beim Strandspaziergang lernte ich Ali kennen, der sein Boot mit Feuer von Seegrasbewuchs und Muscheln säuberte. So etwas habe ich noch nie gesehen und entsprechend glücklich war ich, dass es Ali nichts ausmachte, fotografiert zu werden.

4. Die Dörfer

Hier gestaltet sich die Fotografie am Schwierigsten, weil man als weißer Tourist mit großer Kamera sofort den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit darstellt. Da ich jedoch einige Tage am selben Ort verbrachte und immer wieder im Dorf mit meiner Kamera gesehen wurde, sank das Interesse der Einheimischen an mir, sodass mir einige Candid Shots und spontane Porträts gelangen.

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2 Comments

  1. Toller Blog! Und tolle Aufnahmen, vor allem auch viele Dinge die man selten sieht, aber dennoch wesentlicher Teil des Lebens sind. Hut ab vor dieser “Kunst”! Und gerne weitere Blogs mit Erläuterungen, ist ein echter Mehrwert.

  2. Tolle Story! Lange keinen Blog mehr gelesen. Ohne den Instapost auch bestimmt ganz lange weiterhin nicht. Danke Dir!

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