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Street Porträts – der ultimative Guide

Street Porträts - der ultimative Guide

Authentisches Street Porträt eines Schusters, aufgenommen in den Straßen von Sandakan, Borneo.

Ich bin mir sicher, du kennst diesen Moment. Du bist gerade mit deiner Kamera unterwegs und suchst aktiv nach Kompositionen und interessanten Objekten zum Fotografieren, vielleicht bist du aber auch in Gedanken, oder machst gerade eine Pause, doch plötzlich siehst du sie, diese besondere Person, sie trägt ausgefallene Klamotten oder besitzt ein exotisches Haustier, sie hat eine wilde Frisur, oder einen faszinierenden Blick, kurz, dieser Mensch fällt dir auf, weil er sich deutlich aus der Masse hervorhebt und natürlich würdest du ihn gern fotografieren.

Durch deinen Kopf schießen mehrere Gedanken. „Spreche ich ihn an?“, „Was sage ich?“, „Komme ich rüber, wie ein Creep?“, aber auch „Wie fotografiere ich ihn?“, „Was wähle ich als Hintergrund?“, „Wie sorge ich, dass er cool/interessant/gefährlich/mysteriös vor der Kamera aussieht?“.

Du hast nur wenige Sekunden zu entscheiden, was du tust. Zögerst du zu lange, ist dein Motiv verschwunden und du wirst dich maßlos über dich selbst ärgern. Dieser Guide soll dir helfen, solche Gelegenheiten zu ergreifen und starke Street Porträts, also Porträts fremder Menschen zu fotografieren.

Inhaltsverzeichnis

1. Fremde Menschen ansprechen
2. Street Porträts im Ausland
3. Der Gesichtsausdruck
4. Posing
5. Bildkomposition

1. Überwinde die Angst, fremde Menschen um ein Street Porträt zu bitten.

Die Angst, einen wildfremden Menschen anzusprechen und um ein Porträt zu bitten ist für die meisten Menschen die größte Hürde. Genau genommen, sind es aber zwei Ängste, die es zu überwinden gilt. Einmal ist es natürlich das Ansprechen des Fremden, das uns sehr schwierig erscheint, und dann ist es die Angst, kein schönes Porträt schießen zu können und sich vor dem Model zu blamieren. Für beide Probleme gibt es aber Lösungen.

a) Die Angst, fremde Menschen anzusprechen kannst du überwinden, indem

 · du durch Stadt gehst und fremde Menschen nett anlächelst und ihnen zunickst. Probiere das bei möglichst vielen Menschen aus, zu denen du Augenkontakt herstellen kannst. Du wirst sehen, die meisten werden deine freundlichen Gesten erwidern. Diese nonverbale Kommunikation mit Fremden stärkt dein Selbstbewusstsein. Das Ansprechen einer Person, die einem zuvor freundlich zugenickte, fällt plötzlich nicht mehr so schwer, wie zuvor.

 ·  du dir vorher überlegst, was du sagen wirst, wenn du jemanden ansprichst. Stammele nicht, halte aber auch keinen auswendig gelernten Monolog. Grüße dein Gegenüber, stelle dich kurz vor, erkläre deine Absicht und begründe, warum du gerade diesen Menschen als Model ausgesucht hast. Ein „du siehst interessant/besonders aus“ reicht oft schon. Achte auf deine Wortwahl, wenn du um ein „Porträt“ statt um ein „Foto“ bittest, wertest du das, was du tust auf und wirkst professioneller.

  ·  du eine Probe deiner Arbeit dabei hast und diese zeigst, wenn du merkst, dass dein Gegenüber zögert. Dies kann dein Instagram-Feed, oder deine Webseite sein. Zur Not kannst du aber auch speziell dafür einen Ordner auf dem Handy anlegen und diesen präsentieren. Natürlich wäre es super, Porträts zu zeigen, die du bereits geschossen hast. Falls du gerade erst mit der Porträtfotografie anfängst und nicht genug Material präsentieren kannst, dann zeige einfach andere schöne Fotos von dir. Die meisten Menschen nehmen dich auch dann ernst und als Fotografen wahr.

  ·  du möglichst viele Menschen ansprichst, und um ein Porträt bittest. Hier geht es nicht darum, perfekte und kreative Fotos zu schießen, sondern einfach nur etwas, was einem nicht leichtfällt, immer wieder zu tun. Ich verspreche es dir, wenn du 20 Menschen auf der Straße angesprochen hast, wirst du beim 21. Viel lockerer sein und weniger zögern, als beim 1.

  · du dir klar machst, dass ein „nein“ höchstwahrscheinlich nichts mit dir zu tun hat. Vielleicht ist dein Gegenüber gerade in Eile, oder er fühlt sich heute nicht fit/wohl/gestylt. Es gibt Tausende Gründe, warum jemand gerade keine Lust hat, Model zu stehen und die meisten davon haben nichts mit dir zu tun.

Das Foto dieses Schusters entstand nach Sonnenuntergangang. Glüklicherweise reichte das Licht der Deckenlampe, um die Szene auszuleuchten.

Die Angst, kein gutes Porträt schießen zu können, und sich zu blamieren überwindest du, indem

• du deine Kamera perfekt beherrschen lernst und nicht erst nachdenken musst, wie du welche Einstellungen vornimmst.

• du dir theoretisches Wissen über das Fotografieren (von Porträts) anliest. Du solltest wissen, wie du Licht zu deinem Vorteil nutzt, und die wichtigsten Kompositionsregeln kennen. Einen kurzen Überblick dazu findest du weiter unten.

• du möglichst viele Porträts fotografierst. Theorie alleine wird dir nicht helfen, wenn du nie deine Kamera in den Händen hältst. Wende dein Wissen an, frage deine Freunde oder deine Familie, ob du sie porträtieren darfst. Hier hast du weder Erfolgs- noch Zeitdruck, sie wissen ja, dass du noch übst und du musst dir keine Sorgen machen, ihnen wertvolle Zeit zu stehlen, wie es bei einem Fremden der Fall wäre.

• du dir immer klar machst, dass auch ein Profi nicht immer Erfolg hat. Steve McCurry, der wahrscheinlich bekannteste Street Porträt – Fotograf, schoss z.B. über 30 Filme – oder 1000 – Fotos pro Tag. Er probierte sehr viel aus und die meisten Bilder verschwanden im Müll. Sei also nicht deprimiert, wenn ein Foto nicht so geworden ist, wie du es dir vorgestellt hast. Stelle dir stattdessen die Frage, was der Grund dafür war, und wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst.

2. Street Porträts im Ausland.

Bist du im Ausland, oder einer dir unbekannten Gegend unterwegs, versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Menschen drauf sind, und wie sie auf dich reagieren. Dies kannst du tun, indem du sie freundlich anlächelst und ihnen zunickst. Du wirst schnell merken, ob du hier fotografieren kannst, oder nicht. 
Doch was tun, wenn du die Sprache der Menschen nicht sprichst und auch z.B. mit Englisch nicht weiter kommst? In solchen Fällen übersetze ich mit dem Google – Translator auf dem Handy einen kleinen Text, mache davon einen Screenshot, um mich später nicht durch verschiedene Browserfenster durchklicken zu müssen, und zeige ihn den Menschen auf der Straße. Dazu muss ich nur mein Handy aus der Hosentasche ziehen.

Hin und wieder kommt es vor, dass mein Gegenüber mit dem Text nichts anfangen kann, sei es, weil er schlechte Augen hat, oder schlicht nicht lesen kann. In diesem Fall kann ich immer noch mit der Kamera und ein bisschen schauspielerischem Geschick zeigen, was ich möchte. Ich präferiere aber ganz klar die Variante mit der Übersetzung, einmal weil sie höflicher ist, und weil sie auch erfahrungsgemäß deutlich häufiger zum Erfolg führt.

3. Das wichtigste an einem Porträt – der Gesichtsausdruck

Wichtiger als alle Kompositionsregeln oder Kameraeinstellungen ist natürlich der Gesichtsausdruck deines Models. Dieser wird für den Betrachter interessant, wenn die Mimik stimmt und die Augen „lebendig“ fotografiert werden. Widmen wir uns also zunächst den Augen.

• Bei einem Porträt müssen die Augen immer scharf sein, sind sie es nicht, und der Fokus liegt z.B. auf der Nase, wird der Betrachter keine Verbindung zu deinem Model spüren. Moderne Kameras aber auch Handys haben eine Augenerkennungssoftware, nutze sie. Falls du ohne fotografierst, solltest du jedes Mal kontrollieren, ob die Augen tatsächlich scharf und im Fokus sind. Es gibt nichts Schlimmeres, als zu Hause festzustellen, dass potenziell schöne Bilder nichts geworden sind, weil der Fokus nicht saß.

• Die oben genannte Verbindung zwischen Betrachter und Model stellst du her, indem dein Model in die Kamera schaut. So entsteht beim Betrachter deiner Fotos der Eindruck, das Model würde ihn direkt ansehen.

• Die Augen wirken lebendig, wenn sogenannte „Catchlights“, also Lichtreflektionen in den Augen deiner Models zu sehen sind. Dies war auch schon den Malern des Barocks bewusst. Denke z.B. an „Das Mädchen mit dem Perlenorgehänge“ von Jan Vermeer. Das Mädchen sieht lebendig aus, weil Vermeer in ihre Augen kleine Lichtreflektionen gemalt hat. Fehlten diese, würden die Augen tot aussehen.

Die Lichtreflektionen in den Augen lassen das Mädchen lebendig wirken. Von den alten Malern lässt sich viel für die eigene Fotografie abschauen.

Wie bekommst du also Lichtreflektionen in die Augen deiner Models? Ganz einfach, die Lichtquelle muss sich vor deinem Model befinden, das Licht muss also in seine Augen scheinen. Hast du einen Blitz, ist es ganz simpel, meistens wird dies aber nicht der Fall und auch nicht nötig sein. Positioniere dein Model in einen sogenannten offenen Schatten, siehe Skizze. So wird das Model von vorne mit weichem, schönem Licht angestrahlt und das reflektierte Licht wird Catchlights erzeugen.

Du fragst dich vielleicht, warum es der offene Schatten sein soll. Warum das Model nicht einfach direkt von der Sonne anstrahlen lassen? Dagegen sprechen viele Dinge. Wenn die Sonne hoch steht, wird sie hässliche Schatten ins Gesicht werfen und, noch wichtiger, kaum ein Mensch kann in die helle Sonne gucken, ohne zu blinzeln. Dein Model soll die Augen nicht zusammenkneifen, das wird in der offenen Sonne aber passieren. Außerdem empfinden wir große Pupillen als schön, je heller es aber ist, desto mehr ziehen sich die Pupillen zusammen.

Wenn du also jemanden wegen eines Street Porträts ansprichst, musst du es nicht an Ort und Stelle fotografieren. Schaue dich um, vielleicht lohnt es sich zehn Meter zur Seite zu gehen, wo du viel schöneres Licht findest. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Model das nicht mitmachen würde.

Kommen wir nun zur Mimik. Du kennst sicherlich „fotogene“ Menschen, die auf Bildern immer gut aussehen und solche, die auf Fotos irgendwie immer komisch wirken, obwohl sie es im wahren Leben nicht sind. Oft sehen Menschen vor der Kamera nicht gut aus, weil sie nervös sind, oder nicht wissen, was sie tun sollen. Deine Aufgabe als Fotograf ist es, den letztgenannten zu helfen, gut auszusehen. Dazu einige Tipps:

• Oft kannst du die Nervosität lindern, wenn du ein lockeres Gespräch führst, während du fotografierst. So lenkst du die Aufmerksamkeit deines Models auf deine Fragen und weg vom Fotografieren. Dein Gegenüber entspannt sich und wirkt natürlicher.

• Eine andere Methode, die ich vor allem anwende, wenn ich die Sprache meines Gegenübers nicht beherrsche, ist die sogenannte Kopfdrehung. Anstatt die ganze Zeit in meine Kamera zu schauen, bitte ich das Model, erst auf den Boden zu gucken, um anschließend den Kopf zu heben und dabei in meine Kamera zu schauen. In dem Moment, in dem seine Augen die Kamera erfassen, wirkt die Mimik oft sehr natürlich. 

Ich bat diesen Mann, mit den Händen so zu tun, als würde er arbeiten, nach unten zu gucken und anschließend den Kopf zu heben und in die Kamera zu schauen.
• Manchmal möchte man eine bestimme Emotion beim Gegenüber hervorrufen, um diese fotografisch einzufangen. Diese Emotion wirst du aber selten sehen, wenn du deinem Model „gucke mal böse“ oder „lache mal“ sagst. Versuche, dein Model mit Worte in die von dir gewünschte Stimmung zu versetzen. Du kannst z.B. etwas Witziges tun, oder erzählen, oder dem Model sagen, er solle sich vorstellen in Situation X zu sein und dabei Tätigkeit Y ausführen. So entlockte ich z.B. einem eigentlich sehr netten Herrn den unten abgebildeten furchterregenden Blick.
4. Posing

Viele Fotografen denken, ihr Job wäre es, lediglich die Kamera zu beherrschen, den Hintergrund zu wählen und schönes Licht zu finden. Doch das ist nur ein Teil davon. Sehr wichtig ist es, dem Model zu sagen, wie es zu posen hat, wenn es selbst dazu nicht in der Lage ist. Wie das Gesicht, verkrampft oft der ganze Körper, wirkt starr. Oft weiß das Model nicht, wohin mit den Händen. Dieses Problem zu lösen, ist Job des Fotografen, nicht des Models, ganz egal, ob sich um ein Street Porträt, oder Hochzeitaufnahmen eines Brautpaares handelt.

Zum Thema Posing wurden ganze Bücher geschrieben, deswegen möchte ich es hier nur kurz halten und auf wenige wichtige Aspekte eingehen. Als erstes solltest du dir um den Bildausschnitt Gedanken machen. Soll es eine Ganzkörperaufnahme sein, oder sind nur das Gesicht und Schultern wichtig? Möchtest du den Gesichtsausdruck in den Vordergrund stellen, oder soll der Mensch in seiner Umgebung bei einer bestimmten Tätigkeit gezeigt werden?

Bei einer Aufnahme von Schultern und Kopf können die Arme einfach am Körper hängen, ohne negativ aufzufallen. Vielleicht möchtest du aber etwas im Gesicht deines Models, z.B. den Schnurrbart, betonen. Dann könnte es sinnvoll sein, das Model zu bitten, den Schnurrbart mit der Hand zu zwirbeln, um den Blick des Betrachters darauf zu legen. Vielleicht trägt dein Model aber einen besonderen Ring, den du gerne im Bild hättest. Dann müssen die Hände im Bild untergebracht werden. Dies kann das Model z.B. durch das Rauchen oder Halten einer Zigarette auf Gesichtshöhe realisieren, oder ein Streichen durch den Bart. Es gibt viele Möglichkeiten, sei kreativ und probiere verschiedene Posen aus.
Mir gefiel der Siegelring an der rechten Hand. Also bat ich mein Model, die Zigarette in diese Hand zu nehmen, um den Ring im Bild unterzubringen.
Manchmal möchtest du jemanden bei einer bestimmten Tätigkeit fotografieren, einen Eisverkäufer, einen Schneider, oder einen Bauarbeiter. Bitte die Menschen, das zu tun, was sie sonst in ihrer Tätigkeit tun würden, dabei aber in die Kamera zu schauen. In Kombination mit der oben beschriebenen „Kopfdrehung“ entstehen spannende und authentische Bilder. Wenn du mehr zum Thema „Posing“ erfahren möchtest, kann ich dir Lindsay Adler’s „The Photographer’s Guide to Posing: Techniques to Flatter Everyone“ empfehlen. Ich bekomme für diese Empfehlung keine Provision, es ist schlicht ein sehr hilfreiches Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der Menschen fotografiert.
Dieser Fischer kam von alleine zu mir und posierte für das Foto. Ich musste nur den passenden Bildausschnitt wählen und auslösen.
5. Bildkomposition Unter Bildkomposition versteht man die künstlerische Anordnung der Elemente innerhalb des Bildausschnitts. Obwohl es natürlich keine richtige oder falsche Bildkomposition gibt, existieren etliche Kompositionsprinzipien, die die Wirkung eines Porträts verstärken können. Die wichtigsten davon möchte ich kurz ansprechen. a) Dominantes Auge: Wenn du das dominante Auge das Models im Zentrum des Porträts platzierst, erzeugst du beim Betrachter den Eindruck, das Auge würde ihm folgen, der Blick des Models wirkt viel intensiver. Diese Kompositionsregel lässt sich sowohl bei Porträts im Quer- als auch im Hochformat anwenden, wie man unten sieht. Beachte auch, dass man wieder einmal von den alten Meistern, hier anhand der Mona Lisa präsentiert, lernen kann.

b) Farbschema: Wir sehen die Welt in Farbe und ich sehe keinen Grund, diese Komponente nicht in Porträts einfließen zu lassen. Hierbei gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, eine harmonische und interessante Farbkomposition zu wählen, z.B.

– Sich auf dem Farbkreis gegenüber liegende Farben nennt man Komplementärfarben. Ein Foto wirkt interessanter, wenn diese sein Farbschema bestimmen, denke dabei nur an Steve McCurrys Mädchen mit den grünen Augen. Halte also nach Menschen Ausschau, deren Kleidung von zwei Komplementärfarben dominiert wird, oder nach solchen, die überwiegend eine bestimmte Farbe tragen, und die du vor einem Hintergrund fotografieren kannst, der eine Komplementärfarbe zu der Kleidung darstellt.

Gelb und Lila sowie und Rot und Blau sind (fast) Komplementärfarben.
– Auf dem Farbkreis nebeneinander liegende Farben werden analoge Farben genannt, für das Auge wirken sie harmonisch, findet man doch Kombinationen analoger Farben häufig in der Natur.
Kleidung und Lippenstift dieser Dame entsprechen farblich der Wand, an die sie sich lehnt - eine für das Auge sehr harmonische Farbgestaltung.
– Betrachte deine Umgebung ganz genau, vielleicht findet sich dort eine Farbe, die sich in der Kleidung oder den Augen deines Models wiederspielt? Solche Farbwiederholungen oder Spiegelungen machen ein Porträt sehr viel interessanter.
Die orange-weiße Wand entspricht farblich dem orange-weißem T- Shirt und der Zigarette dieses jungen Mannes.
– Versuche alle drei Primärfarben Rot, Blau und Grün in dein Porträt einzubauen. Diese Farbkombination wirkt besonders interessant, wenn du drei Subjekte fotografierst und jedes davon eine dieser Farben trägt.
Jeder Mann trägt eine andere Primärfarbe. Dass die Rauten auf dem Shirt des vorderen Mannes diese Farben spiegeln, ist ein glücklicher Zufall, macht das Bild aber noch einmal interessanter.

c) Subjekt – Hintergrund Beziehung: Meistens möchten wir Fotografen  unsere Models deutlich vom Hintergrund abheben. Nicht umsonst sind lichtstarke Objektive, die uns mit einer geringen Schärfentiefe fotografieren lassen, sehr beliebt und auch sehr teuer. Das Model lässt sich aber nicht nur durch die Schärfentiefe vom Hintergrund lösen. Achte darauf, einen dunklen Hintergrund zu finden, falls dein Model hell ist, oder umgekehrt. Besonders wenn du in Schwarz-Weiß fotografierst, solltest du diese Regel beachten.

Wäre dieser Fischer nicht vor dem Hintergrund eines weißen Shirts fotografiert, würden sein Kopf und vor allem die schwarzen Haare mit dem Hintergrund verschwimmen.
d) Framing: Versuche natürliche Rahmen, oder Frames, für deine Models zu finden. Das können – ganz klassisch – Türen oder Fenster, aber auch kreative Rahmen, wie z.B. eine rote Hantelscheibe sein.

e) Leading Lines bzw. Führungslinien sollen den Blick des Betrachters zum Model lenken. Sei dabei kreativ, Führungslinien müssen nicht immer die klassischen zusammenlaufenden Eisenbahnschienen sein. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten andere Objekte, Schatten, Lichtstrahlen oder Straßenmarkierungen dafür zu nutzen. 

Die Struktur der Wand, der Balkon und der "Horizont" vom linken Bildrand zum Kopf verlaufend lenken allesamt den Blick des Betrachters zum Gesicht des Models.

Schlusswort Street Porträts sind ein toller Aspekt der Straßenfotografie. Um Porträts zu fotografieren, sind wir nicht unbedingt auf tolles Licht angewiesen, denn ein starker Ausdruck eines interessanten Menschen macht auch ungünstige Lichtverhältnisse wett. Diese Art der Fotografie lässt sich also überall, wo Menschen zu finden sind, realisieren. Ein weiterer toller Aspekt ist, dass du als Fotograf viele Menschen kennen lernen und mit einigen von ihnen spannende Gespräche führen wirst, die, wer weiß, vielleicht sogar in einer Freundschaft enden können – davon können Wildlife- oder Landschaftsfotografen nur träumen.

Ich danke dir fürs Lesen, ich hoffe, dass dieser Guide dir helfen wird, deine Street Porträts zu verbessern. Habe ich einen wichtigen Aspekt vergessen? Hast du Fragen, oder andere gute Tipps? Hinterlasse einen Kommentar, oder schreibe mir eine Nachricht.
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